Wir wohnten auf unserer Route für zwei Nächte in Fukuoka und hatten nach reichlich Stadt, mal wieder Lust auf etwas anderes. Trotz „Golden Week“ und damit verbundenen, sich bestimmt lohnenden Festivals, flohen wir für einen Tag nach Beppu – einer Onsen-Stadt am Meer. Gute zwei Stunden Zugfahrt brachten uns in eine andere Welt.
Onsen
Eine kurze Erklärung. Wir kannten das Wort vor Beginn der Reiseplanung nämlich nicht so richtig, obwohl im vulkanisch teils sehr aktivem Japan allgegenwärtig. Es handelt sich um von natürlichen heißen Quellen abgezapfte Bäder, die auf eine ganz bestimmte, traditionelle Art und Weise (inklusive zahlreicher, möglicher Fettnäpfchen) genommen werden. Dem Thermalwasser wird außerdem aufgrund der enthaltenden Mineralien eine heilende Wirkung nachgesagt. Das Ganze dient der Entspannung vom Alltag und ist unserer Sauna ähnlich. Onsen gibt es im ganzen Land, doch in manchen Orten besonders viele, was häufig der Name „Onsen“ als Teil des Ortsnamen verrät.
In Beppu jedenfalls dampft, brodelt und sprudelt es aus allen Ritzen und Gullideckeln. Der unverkennbare Schwefelgeruch steigt einem in die Nase ohne unangenehm zu sein. Es gibt zig Onsen zum Baden und, eher einzigartig in Japan, die Jigoku = Höllen. Das sind sehr heiße Quellen, nicht zum Baden geeignet, in den unterschiedlichsten Farben und Konsistenzen. In Beppu gibt es die zweitgrößte Thermalwasser-Ansammlung der Welt. Außerdem kann man hier noch Sandbäder machen, wo man mit heißem Sand überhäuft wird und schwitzt.
Umi-Jigoku
Diese „Hölle“ bedeutet übersetzt Meereshölle. Die blaue Farbe ist schön anzusehen und die ganze Anlage hat uns sehr gefallen. Mit inkludiert ist ein Fußbad und eine weitere kochend heiße, rot-braune Quelle.
Kannawa
So heißt der Stadtteil, in dem die meisten Jigoku und sehr viele Onsen liegen. Durch die Gassen zu schlendern lohnt sich. Hier gibt es außerdem viel leckeres Streetfood, insbesondere Dinge, die im Dampf gegaart wurden. Wir versuchten unter anderem einen kochend heißen Maiskolben, der dann nach 20 Minuten abkühlen auch wirklich lecker war.
Hayotan Onsen
Und natürlich besuchten wir ein Onsen. Wir hatten die Qual der Wahl und standen vor einem unüberschaubarem Angebot. Letztenendes siegte der Wunsch gemeinsam zu Baden (die Onsen sind sonst nach Geschlechtern getrennt) und wir entschieden uns für einen privaten Onsen nur für uns. Unser Bereich bestand aus einem Vorraum zum Aus- und Anziehen und einem Außenbereich mit Waschstelle, dem Becken, in das für uns frisches Thermalwasser floss und einer kleinen Dampfsauna. Wir konnten die Bade-Temperatur selbst einstellen (die Onsen sind sonst meist sehr heiß), uns so richtig in Ruhe entspannen und die Zweisamkeit genießen. Ein Dampfbad rundete die Sache ab. Es war einfach herrlich!
Der Tagesausflug hat sich für uns gelohnt und wurde zu einem kleinem Highlight auf unserer Japan-Reise. Es kann weitergehen – tiefenentspannt und mit einer weiteren einzigartigen Erinnerung.